»Am Ende des Tages«, sagt der Politiker, »wird die Gerechtigkeit siegen.« Womit er durchaus nicht das buchstäbliche Ende eines Tages meint, sondern dass die Gerechtigkeit irgendwann siegen wird. »Am Ende des Tages« stammt aus dem englischen Sprachraum und gehört dort zur Sprache der Wirtschaft. Was durchaus zu verstehen ist, da z. B. an der Börse auch am Ende des Tages abgerechnet wird. Mittlerweile passiert aber ganz viel »am Ende des Tages«, der Begriff ist in unserem sprachlichen Alltag angekommen.
Ich denke bei diesem Begriff unwillkürlich an das Ende meiner Tage. In meinem Leben wird der Abstand zum Ende immer kürzer. Das gilt übrigens für jeden Menschen. Deshalb erinnert Gott uns auch immer wieder daran, z. B. durch unseren Tagesvers. Es ist klug, immer zu bedenken, dass das Leben auf dieser Erde einmal ein Ende hat. Aber was machen wir mit diesem Wissen? Macht es uns traurig, dass das Leben für alles, was man tun und erleben kann, doch viel zu kurz ist? Verdrängen wir die Tatsache ganz einfach? Oder führt es uns zum Nachdenken, wie es nach dem Abschied von dieser Erde weitergeht?
Es geht darum, dass wir unser Leben so leben, dass wir nicht nach unserem Tod bereuen müssen, etwas Entscheidendes versäumt zu haben, z. B. uns auf Gott ausrichten zu lassen und seine Botschaft an uns ernst zu nehmen. Im Neuen Testament heißt es: »Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat« (Johannes 3,16). Wenn wir nicht ewig getrennt von Gott bleiben wollen, dürfen wir sein Geschenk in Jesus, seinem Sohn, nicht links liegen lassen, denn nur in Verbindung mit ihm gibt es eine Zukunft über das »Ende des Tages« hinaus.
Herbert Laupichler