Es ist keine Schande, wenn man Rammenau nicht kennt, ein Dorf in der Lausitz. Diese Gegend ist nicht allen Ostdeutschen und nur wenigen Westdeutschen bekannt. Dort wurde am 19. Mai 1762, heute vor 250 Jahren, Johann Gottlieb Fichte geboren. Bestimmend für Fichtes Lebensweg war, dass der Gutsherr von Rammenau eines Sonntags die Predigt verpasst hatte. Der kleine sechsjährige Johann Gottlieb hörte das und sagte, er könne die Predigt wiedergeben. Auf die Bitte des Gutsherrn hin wiederholte er vollständig die ganze Predigt. Daraufhin verschaffte ihm sein begeisterter Zuhörer ein Stipendium in Naumburg. Bald gehörte Fichte zu den Männern, die maßgeblich die deutsche Philosophie prägten.
Berühmt wurde er durch die Vorlesung »Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters«. Darin kritisiert er Deutschland als besonders tief gesunken. Aber gerade deshalb, weil es so tief gesunken sei, werde an ihm die Welt genesen. Sein Denken ist von einem Geschichtsbild geprägt, in dem die Menschheit das Ziel hat, »ihr Verhältnis zur Freiheit nach der Vernunft einzurichten«. Es geht also mit der Menschheit grundsätzlich bergauf in einen irdischen Himmel. Fichte nahm so das marxistische Geschichtsdenken vorweg, in dem ja der Kommunismus das Himmelreich auf Erden schafft.
Was aus solchen Philosophien geworden ist, zeigt die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Diese Ideen wirken weiterhin, die Bibel aber warnt davor und mahnt, dass wir uns an ihre Aussagen und an die Verheißungen Gottes halten sollen. Gott weiß, dass die Menschen aus sich selbst den Himmel nicht zuwege bringen werden, weil sie Sünder sind. Deshalb hat er in Jesus Christus das Werk der Erlösung in Angriff genommen und wird es ganz sicher vollenden. Karl-Otto Herhaus