Was für ein Bild der Trostlosigkeit! Durch die notdürftig angebrachte Sichtschutzbretterwand konnte man ein Gelände betrachten, das viele Jahrzehnte für alle Menschen in der Umgebung von Leer in Ostfriesland das Interessanteste und Schönste war, was man sich - besonders als Kind - überhaupt vorstellen konnte! Ob es die Busfahrt mit der Schulklasse oder der Feiertagsausflug mit den eigenen Eltern war: Ein Besuch in dem kleinen Zoo und Vergnügungspark war immer wunderschön!
Hier gab es Löwen und Tiger, einen Leoparden und einen schwarzen Panther, die man in ihren Käfigställen fast hautnah erleben konnte. Wenn der Löwe gähnte oder gar brüllte, schaute man direkt in den schaurig-schönen Rachen …
Meerkatzen tobten in ihren Käfigen, ein Schimpanse konnte mit dem Löffel essen und Dreirad fahren, ein junger Elefant stand in seiner Ecke und fraß Heu, zwei Eisbären trotteten stundenlang innen an ihrer Gitterwand hin und her …
Und was war jetzt zu sehen: meterhohes Unkraut, die Ställe leer und verwahrlost, überall lag Unrat herum. Die einzige »zoologische Attraktion« war eine fette Ratte, die in Richtung Leopardenstall huschte.
Was war geschehen? Die Betreiberfamilie hatte das erforderliche Kapital für Erweiterungen und Umbauten, die nach dem heute geltenden Tierschutzgesetz nötig wurden, nicht aufbringen können. Man darf heute nur noch Tiere halten, wenn man in der Lage ist, ihnen eine artgerechte Lebensweise zu ermöglichen. So wurde der Zoobetrieb aufgegeben.
Was lernt die nächste Generation bei uns über »artgerechtes« Leben als Mensch? Was ist angemessen für Lebewesen, die denken, entscheiden, lieben können? Erwin Kramer