Alle 2-3 Jahre findet in der Bahnhofshalle des Zürcher Hauptbahnhofs eine kleinere Gesundheitsausstellung statt. Ich fahre noch gerne nach Zürich und besuche diese, zum einen, weil ich immer wieder auf alte Bekannte treffe, und zum anderen, damit ich mich informieren kann. Als ich zwischen den einzelnen Ständen hindurchschlenderte, stand ich auf einmal vor dem Stand der Freiwilligenarbeit. Ein älterer Herr fragte mich sogleich, ob ich auch Freiwilligenarbeit verrichten würde. Ich bejahte und erklärte ihm, um was es ging. Eine harmonische Unterhaltung begann. Zum Schluss schenkte er mir eine Plakette, die sie entwickelt hatten. Darauf stand: »Diplomierte Zeitschenkerin!« Auf der Heimfahrt überlegte ich: »Soll ich mir wirklich einen Orden anstecken, weil ich kostenlos Zeit in andere Leute investiere? Wäre das nicht die Aufgabe für uns alle?«
Auf den ersten Seiten der Bibel lese ich, dass Gott die Zeit eingeführt hat. Er ist also der Urheber. Meine Zeit ist pro Tag auf 24 Stunden begrenzt, und das ist auch gut so! Dann tauchen aber Fragen auf: Wie nutze ich diese Zeit? Mit was verbringe ich meine Freizeit? Verwende ich diese Zeit für mich, oder ergreife ich die Möglichkeit, eine »Zeitschenkerin« für andere zu sein, die vielleicht schon lange sehnsüchtig auf ein Gespräch warten?
Gott hat den Menschen auf Kommunikation hin geschaffen. »Ohne« kommt der Mensch nicht aus. Er braucht dazu aber ein Gegenüber. Das sind normalerweise andere Menschen. Aber jeder darf auch mit Gott als seinem Gegenüber sprechen. Er hat immer für den Menschen Zeit! Aus der Gemeinschaft mit ihm heraus wird man motiviert und fähig, anderen Zeit zu schenken und ihr Leben vielleicht um etwas Entscheidendes zu bereichern. Waltraud Baumann