Um Anregungen für eine bessere Verständlichkeit unserer Predigten zu erhalten, haben wir vor einiger Zeit Feedback-Bögen ausgelegt. Seitdem kann jeder Gottesdienstbesucher schriftlich Hinweise dazu geben. Doch leider wird das System häufig missbraucht: Die Zettelbox enthält allgemeine Äußerungen von Unzufriedenheit bis hin zu scharf formulierter Kritik an einzelnen Personen. Weil diese Aussagen anonym abgegeben werden, fällt uns der Umgang damit schwer. Denn wir haben keine Möglichkeit, mit dem Schreiber darüber zu reden.
Auch wenn wir alle Hinweise ernst nehmen wollen, fehlt uns oft der Zusammenhang, und wir wissen nicht, was mit sehr pauschal geäußerten Vorwürfen konkret gemeint ist. Teilweise sind wir gar nicht in der Lage, die Zettel dem richtigen Empfänger zuzuordnen. Oder wir merken, dass der Kritiker aufgrund fehlender Informationen zu seinem Urteil gekommen ist, können das Missverständnis aber nicht aufklären. So erhält der Verfasser zum einen keine Antwort. Zum anderen erreicht er das eigentliche Ziel der Kritik nicht. Denn derjenige, dem ein Fehlverhalten aufgezeigt werden soll, erfährt nicht die dafür notwendige Hilfestellung. Er kann den Vorwurf nicht konstruktiv aufgreifen und sein Verhalten ändern. Es kann nicht ausgeräumt werden, was zwischen den beteiligten Personen steht. Die Beziehungen bleiben belastet.
Jesus Christus fordert uns in dem heutigen Tagesvers auf, einen Menschen persönlich auf sein falsches Verhalten anzusprechen. Dieses Gespräch sollen wir in einer Art und Weise führen, die dem Betroffenen helfen will. Er soll dahin geführt werden, sein Unrecht einzusehen. Denn dann kann er Vergebung erfahren, und unsere Beziehung wird gestärkt.
Andreas Droese