Es ist schwül in dem kleinen Schminkraum des ARD-Landesstudios. Pinsel, Quasten, Farbtöpfchen stehen herum. »Hier muss jeder durch«, sagt schmunzelnd die Maskenbildnerin, als sie meine abwehrende Haltung sieht. Nun, größere Sorge als diese kleine Unannehmlichkeit bereitet mir der ungewohnte Umgang mit den Fernseh-Journalisten. Vor drei Stunden war man endlich bereit, mir die Fragen bekannt zu geben.
Fast alle haben negative Denkansätze. Ich denke zurück an das Gesamturteil eines Medienkenners: Nur eine spektakuläre oder schlechte Nachricht ist sendenswert. Das Positive wirkt auf die Leute wie eine unechte Werbe-Aussage.
Ein Student, als Caddy eingesetzt, bringt mich zu den vorgesehenen Stationen. Vor Aufregung bin ich viel zu früh. Daher lande ich in der Redaktion. Spannung liegt in der Luft. Hektik und branchengemachter Stress. »Hallo, Petra. Du musst im Abspann über die Gasexplosion Gelsenkirchen Redakteur Patrick wieder rausnehmen, denn Danuta hat den Film geschnitten und kommentiert. Danke.« Aufgeregter Zuruf vom Türrahmen: »Köln braucht in 4 Minuten unser zugesagtes Fax über die Ausbruchssache Werl!«
Endlich sitze ich vor drei Kameras im Studio. Stimmprobe, Lichtprüfung. Schließlich Geisterstimme der Chefredaktion: »Kennt unser Gast eigentlich die Fragen?«
»Ja!« ... »Hmm, schade.« Ich schicke ein letztes stilles Gebet zum Herrn, werde ganz ruhig und alles klappt. Klaus Spieker