Im Gerümpel auf unserem Speicher zu Hause fand ich einmal ein altes, verschlissenes Volksliederbuch. Darin standen Lieder, die aus längst vergangenen Zeiten stammten, zum Beispiel »Die Wacht am Rhein« oder »Der Gott, der Eisen wachsen ließ«, aber auch »Der rote Sarafan«. Manches Lied kannte ich, die meisten aber nicht. Auch das Lied »Zu Mantua in Banden der treue Hofer war« hatte ich noch nie gehört. Doch so nach und nach fand ich heraus, wer da besungen wurde. Es war Andreas Hofer, der »Sandwirt« aus dem Passeiertal, heute vor 250 Jahren geboren. In ganz Tirol ist er heute noch hoch verehrt, seine Denkmäler zieren Städte und Dörfer. Er war ein echter Volksheld.
Im Kampf gegen Napoleon Bonaparte gewannen seine Scharen sogar Schlachten gegen die verhassten Franzosen und Bayern. Doch war sein Aufstand nicht von Erfolg gekrönt, sondern brach zusammen, und Andreas Hofer musste fliehen. Dann wurde er auch noch verraten, von Truppen Napoleons verhaftet, nach Mantua gebracht und auf ausdrücklichen Befehl Napoleons erschossen. – Andreas Hofer wusste, was er tat, als er den Aufstand anführte. Er wusste, dass es sich manchmal lohnt, das Leben einzusetzen, für die Freiheit, für die Schutzbefohlenen. Wenn auch diese Freiheit zunächst nicht erreicht wurde, so hat er ihr doch zumindest ein Zeichen gesetzt.
Unser Tagesvers kommt aus dem Mund von Jesus Christus, der aus Liebe sein Leben für seine Freunde gegeben hat, aber das sind nicht die Angehörigen nur eines bestimmten Volkes, sondern alle Menschen auf dieser Erde. Er hatte das entscheidende Problem, die grundsätzliche Misere aller Menschen im Blick, die ohne Ausnahme unter der Sünde und ihren Auswirkungen leiden. Er starb, damit wir Hoffnung schöpfen, Befreiung erleben und eine Perspektive für die Zukunft gewinnen. Karl-Otto Herhaus