Im Zeitalter der kollektiven Andockung an soziale Netzwerke aller Couleur und der medialen Dauerversorgung dank Vollverkabelung ist für eine lückenlose Rund-um-die-Uhr-Beschallung gesorgt. Eine (kurze) Zeit lang habe ich morgens die Handys meiner Schüler und Schülerinnen eingesammelt, um sie wenigstens für die Stunden des Unterrichts konzentriert und fokussiert zu halten. Handys aus, Kopfhörer raus, Mund zu, Ohren auf.
Beeindruckt hat mich in diesem Zusammenhang das Zeugnis einer gläubigen Frau. Wenn sie nicht mehr weiter wusste, wenn das Getöse um sie herum zu groß wurde, ließ sie alles stehen und liegen. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl, zog einen zweiten leeren Stuhl neben sich und sagte: »Lieber himmlischer Vater, bitte nimm Platz. Ich muss mit dir reden!« Mit dem Blick des Glaubens auf den leeren Stuhl, begann sie zu beten, »so als sähe sie den Unsichtbaren« (Hebräer 11,27). In die Stille des Augenblicks hinein brachte sie alles, was ihr Not bereitete, vor Gott. Und ebenso hörte sie in der Stille auf seine Stimme.
Mehr denn je brauchen wir jeden Tag neu eine Reduzierung der (Medien-)Reizüberflutung und ein bewusstes Abschalten aller Neben- und Störgeräusche, dafür aber ein zunehmend gläubiges Vertrauen auf die unsichtbare Gegenwart des Allmächtigen. Psalm 46,11 macht es deutlich: »Seid still (lasst ab, lasst los) und erkennt, dass ich Gott bin.« Und der Prophet Jesaja ergänzt folgerichtig: »Im Stillsein würde eure Stärke sein« (Jesaja 30,15).
Haben wir den Mut, aus der Lautstärke der Welt in die Stille vor Gott einzutreten!? »Lieber himmlischer Vater, bitte nimm Platz. Ich muss mit dir reden!« Martin von der Mühlen