»Kirche? Meine Güte. Nein Danke! Da gehe ich doch lieber in meinen Wald.« Nicht nur einmal habe ich diesen Satz aus dem Munde des einen oder anderen meiner Berufskollegen gehört.
Nun, dass den Leuten der Wald lieber ist als die Kirche – daran ist sicher nicht nur der Wald schuld. Es gibt manche Kirche, in der man Gott nicht finden kann. Wer sich aber wirklich darauf einlässt, die Spuren Gottes finden zu wollen, der wird gerade in unseren Wäldern nicht vergeblich suchen. Ein einziger Baum reicht aus, um darin die Weisheit des Schöpfers zu erkennen. In jedem einzelnen Baum ist das Prinzip Oberflächenvergrößerung zum Zwecke der Energiegewinnung in einem Maß verwirklicht, an das modernste Technik nicht herankommt. Abertausende von einzelnen Laubblättern bieten größtmögliche Oberfläche, um Sonnenenergie aufzunehmen und in chemische Energie (Zucker und Aufbaustoffe) zu verwandeln. Und jedes einzelne dieser Blätter ist eine kleine, äußerst komplizierte »Chemiefabrik«, in der diese Prozesse ablaufen. Ohne Rückstände, ohne Giftmüll, ohne schädliche Auswirkung. Alles wird recycled und wiederverwendet. Positives Nebenprodukt: die gute Waldluft, die wir so schätzen.
Sich am Wald freuen und doch den Schöpfer ignorieren? Eigentlich zwei unvereinbare Gegensätze. Und trotzdem denken viele genau so. Aber die Schöpfung weist auf den Schöpfer hin. Freude am Wald? Ganz sicher. Wenn man aber nicht hinter all dem den Schöpfer weiß und mit ihm rechnet, dann wird der Wald letzten Endes genau dann, wenn es wirklich darauf ankommt, wenn ich Trost und Kraft mehr brauche als alles andere, öde und leer und sinnlos sein. Genauso wie alles andere auch – ohne Gott. Richard Caspari