Im antiken Rom kämpften in öffentlichen Schaustellungen Gladiatoren gegeneinander. Ergab sich einer der Kämpfer, so streckte er am Boden liegend zum Zeichen der Aufgabe seine Hand empor. Der Schiedsrichter wandte sich daraufhin an den Kaiser, der das Urteil zu fällen hatte. Dieser überließ die Entscheidung aber meist den Zuschauern, die durch den Ruf »mitte!« (lass ihn gehen!) oder »iugula!« (abstechen!) über Leben oder Tod des Kämpfers entschieden. Gaben sie das Todesurteil, wurde der Gladiator auf dem Boden kniend getötet.
In den sozialen Medien lassen Millionen Menschen freiwillig anhand von »Likes« oder »Dislikes« ein Urteil über sich fällen. Die »Likes«, die man bekommt, hängen meist davon ab, wie angesagt die Meinung ist. Die Versuchung ist daher groß, ein schön gefärbtes und dem Mainstream entsprechendes Bild von sich abzugeben, um möglichst viele »Likes« zu erhalten. Manche Menschen sind sogar ihr eigener »Follower«, um ihren Beliebtheitsgrad zu steigern.
Die Bibel berichtet von einer Begebenheit, bei der eine Ehebrecherin von den damaligen religiösen Führern zu Jesus geführt wird. Sie verlangen, dass die Frau gesteinigt wird. Jesus entgegnet ihnen: »Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.« Die Frau verurteilt er nicht, sondern fordert sie auf, ihr Leben zu ändern.
Auch wir müssen uns nicht verstellen und darstellen, damit Jesus uns »positiv bewertet«. Er kennt uns nämlich durch und durch, mit all unserer Schuld und Sünde, und verspricht: » Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.« Wir dürfen zu Jesus kommen, so wie wir sind. Was für eine Gnade!
Silvia Gußmann