»Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht«, das ist ein hintersinniger Spruch, den man heute hin und wieder zu hören bekommt, wenn es darum geht, zuallererst die eigenen Interessen zu wahren. Die Aussage ist theoretisch richtig, bei genauem Hinsehen jedoch zynisch, denn sie unterschlägt die Tatsache, dass es schon immer Menschen gab und gibt, die gar nicht in der Lage waren und sind, »an sich zu denken« im Sinne der Fähigkeit, sich selbst zu helfen. Die Wahrheit lautet vielmehr so: »Wenn jeder nur an sich denkt, geraten viele ins totale Abseits.«
Unser Tagesvers »denkt« in umgekehrter Richtung. Da geht es darum, zunächst anderen wohlzutun, sie zu versorgen und ihnen an dem teilhaben zu lassen, was man selbst zur Verfügung hat. Wer so handelt, dem wird versprochen, dass er auch selbst gesättigt wird und seinen Durst gestillt bekommt. Was in dem Bibelvers ganz buchstäblich gemeint ist und sich auf die tägliche Versorgung mit Nahrung bezieht, kann man getrost auf alle Bereiche des Lebens ausweiten. Es geht nämlich um ein Prinzip, das bei vielen Gelegenheiten angewendet werden soll.
Nach diesem Prinzip handelt auch Gott selbst. In der Sendung seines Sohnes Jesus Christus auf diese Erde wird das deutlich. Dieser war um die Menschen besorgt, um ihr äußeres Wohl - z. B. Gesundheit und Nahrungsversorgung -, vor allem aber um ihr Seelenheil. Dazu musste er unsere Sünden auf sich nehmen und die gerechte Strafe dafür, den Tod, ertragen. Das brachte ihm also erst einmal nur Verlust und gar keinen Gewinn. Aber dann, nach seiner Auferstehung, erwies sich Letzterer als so hoch, dass er für ewig Freude daran findet: Unzählige wurden schon durch den Glauben an ihn gerettet und bringen ihm in alle Ewigkeit Ehre und Dank dafür.
Joachim Pletsch