Bist du der Einzige, der in Jerusalem weilt und nicht erfahren hat, was dort geschehen ist in diesen Tagen?
Lukas 24,18
Kennen Sie die Geschichte der sogenannten »Emmaus-Jünger«? Sie gibt einen guten Einblick in die Gefühlswelt zweier Menschen, die ganz nah an den Ereignissen rund um Jesu Kreuzigung dabei waren und vermutlich auch viel vom öffentlichen Leben Jesu mitbekommen hatten.
Nachdem Jesus am Kreuz gestorben und ins Grab gelegt worden war, hatten die meisten Jünger alle Hoffnung verloren. Sie waren jahrelang dem Wanderprediger und »Wunderheiler« Jesus von Nazareth nachgefolgt und hatten viel aufs Spiel gesetzt. Und jetzt so viele zerplatzte Träume! Viele Juden wussten zwar, dass der Messias irgendwann kommen würde, aber ihre Vorstellung war, dass Jesus sie als König von den Römern befreien und dann auf der Erde regieren würde. Und nun war er tot. Was hatte das alles zu bedeuten?
So liefen am Ostersonntag diese beiden Jünger, die nicht zum engen Kreis der zwölf Jünger Jesu gehörten, niedergeschlagen zurück in Richtung ihres Heimatdorfes Emmaus, das etwa elf Kilometer von Jerusalem entfernt war. Auf dem Weg konnten sie über nichts anderes sprechen als über die letzten Tage und Wochen. Einige Frauen hatten zwar am gleichen Tag das leere Grab gefunden, aber sie konnten das nicht glauben. Der Weg zurück nach Hause erschien ihnen als das einzig Sinnvolle.
Diese beiden Nachfolger hatten noch nicht erfasst, wer Jesus wirklich war. Sie sprachen von ihm als einen »mächtigen Propheten«, doch als den Sohn Gottes, den der Tod nicht halten konnte, hatten sie ihn noch nicht erkannt. Seine vielen Aussagen über seine Auferstehung hatten sie auch nicht ernst genommen. Jetzt waren sie enttäuscht und tieftraurig. Doch dann näherte sich unerwartet ein Fremder …
Ann-Christin Ohrendorf