In einem Buch über unterschiedliche Kulturen las ich, dass alle Menschen mit einer aus vielen Schalen bestehenden Zwiebel verglichen werden können. Bei den Menschen einiger Kulturen hat man gleich am Anfang den Eindruck, sie seien kühl und reserviert - die harte Schale befindet sich weit außen. Anderen sagt man nach, sie seien sehr offenherzig und kontaktfreudig. Die harte Schale befindet sich bei ihnen erst tiefer, denn auch bei diesen Menschen braucht es seine Zeit, bis man zum Inneren ihres Wesens durchdringt. Fast alle verstecken ihr wahres Gesicht. Auf den Kern ihrer Seele kann man erst nach langer Bekanntschaft stoßen. Manche gewähren einem nie wirklich Einblick in das, was sie bewegt, und in das, was sie sind. Verzweifelt sucht man ihre Nähe und ist ihnen doch sehr fern.
Gott spielte von Anfang an mit offenen Karten. Er sandte Jesus zu uns Menschen. Laut obigem Vers ist Jesus der »Ausdruck seines Wesens«. Gott wollte den Menschen nicht nur irgendwelche göttlichen Vorschriften geben. Er wollte sich selbst vermitteln, sein Wesen. Einer der Biographen Jesu sagt über ihn: »Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit« (Johannes 1,14). Etwas später sagt er: »Der eingeborene Sohn, der im Schoße des Vaters ist, der hat uns Aufschluss über ihn gegeben« (V. 18). Um an Gott heranzukommen, muss man nicht erst verschiedene Schalen durchdringen. Er hat keine zwei Gesichter. Wer Gottes Wesen kennenlernen möchte, muss sich nicht mit theoretischen Abhandlungen über ihn beschäftigen. Sein Wesen wird sichtbar im Leben seines Sohnes. Es gibt Aufschluss über ihn.
Andreas Burghardt