Schon in der Küche hört die Mutter, wie ihr sechsjähriger Nico laut schreiend nach Hause kommt. Erschrocken läuft sie hinaus und fragt, was passiert ist. Doch Nico schreit nur noch lauter und streckt ihr seine rechte Hand entgegen, wo der Handballen aufgeschrammt ist und kleine Blutströpfchen hervorquellen. Die Mutter nimmt ihn mit ins Haus, säubert vorsichtig die Wunde und verbindet sie. Nico schreit nicht mehr, auch die Tränen versiegen, nur ein gelegentliches Schluchzen erschüttert noch den kleinen Körper. Die Mutter setzt sich in einen Sessel, nimmt Nico auf ihren Schoß und fragt ihn, wie es denn passiert sei. Nico erzählt, er sei hinter einer Katze hergelaufen und dabei hingefallen. Liebevoll drückt die Mutter ihn an sich und sagt, nun sei ja alles wieder gut. Und tatsächlich ebbt nun auch das Schluchzen ab und bald spielt Nico wieder mit seinen Autos, als ob nichts gewesen wäre.
Der Trost und die liebevolle Zuwendung der Mutter sind für Kinder durch nichts zu ersetzen, weder durch funkferngesteuerte Autos, tanzende Puppen, Stereoanlagen, Fernseher oder Computer. Glücklich die Kinder, deren Mutter nicht die Mehrfachbelastung von Beruf, Haushalt und Kindererziehung zu bewältigen hat, sondern Zeit für ihre Kinder haben kann. Besonders glücklich die Kinder, die spüren, dass ihre Eltern sie nicht als Belastung, sondern als Bereicherung ihres Lebens empfinden, und die bei allen kleinen und großen Wehwehchen von den Eltern getröstet werden. Das ist das Schönste, was wir unseren Kindern als Erinnerung an ihre Kindheit mitgeben können. Otto Willenbrecht