Ich finde, Gott hat es sehr weise eingerichtet, dass der Größenunterschied zwischen Eltern und Kindern anfangs am deutlichsten ist. Da haben Kinder Gelegenheit genug, zu ihren Eltern aufzublicken und von ihnen lernen zu können, ohne jedes Mal überlegen zu müssen, ob das die richtige Haltung ihnen gegenüber ist. Und die Eltern haben ebenfalls Zeit genug, die von ihnen als unerlässlich erachteten Spielregeln einzuüben, ohne jedes Mal einen Ringkampf zu riskieren.
Eltern dürfen diese große und für das Wohl und Gedeihen des Kindes unerlässliche Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen, einerlei, was gerade in den Illustrierten über Erziehung gepredigt wird. Sonst wird es für sie von Jahr zu Jahr mühseliger werden, irgendwelche Regeln durchzusetzen, was sich auch auf die schulischen Leistungen auswirken wird.
Sonst muss sich die Mutter schon bald vor den Drohungen ihres Sohnes fürchten, und auch für den Vater dauert es nicht viel länger, bis er nur noch mit großen Demutsgebärden und Versprechungen etwas bei ihm erreicht. Das klingt hart. Die Wirklichkeit aber ist oft noch weitaus härter und bitterer, zumal man dann zusehen muss, wie sich das Kind seine Zukunft unnötig schwierig macht. Gott meint es in jedem Fall mit seinen Geboten nur gut mit uns und will uns und unseren Kindern viel Herzeleid ersparen.
Dass Eltern oft ihre Macht missbraucht haben, ist jedenfalls nicht dadurch wiedergutzumachen, dass andere Eltern völlig darauf verzichten und auf »den guten Kern im Kinde« vertrauen. So wird das Elend nur multipliziert.
Hermann Grabe