»Opa«, sagte der Enkel zu einem Bekannten, der ein kleines Geschäft betrieb, »Opa, wenn ich groß bin, will ich ein Kaufmann werden, nicht wie du, aber wie Herr Quelle.« Er hatte mitgekriegt, dass »Europas größtes Versandhaus« ein lohnenderes Unternehmen war als das seines Großvaters.
»Herr Quelle« war damals Frau Grete Schickedanz. Die einstige Besitzerin wurde heute vor 95 Jahren geboren. (Sie starb 1994). Seit einigen Jahren zeigt auch dies Verkaufsimperium Risse und Sprünge, obwohl es mit Karstadt gemeinsame Sache machte, um für die Konkurrenz unangreifbarer zu werden.
Richtig klug finde ich den Namen »Quelle«. Er soll den Kunden suggerieren: Hier gibt es alles, was das Herz begehren könnte, eben wie bei einer nie versiegenden Quelle.
Aber kann man am Ende so wunschlos glücklich werden, dass man nichts mehr kauft? Dies gerade will die Werbung verhindern und wird immer aggressiver. Man lockt den Käufer des Neuesten gleich mit dem Allerneusten und so fort. Und weil die Neuentwicklungen in einem so rasanten Tempo auf den Markt kommen, können die von der Werbung Verführten eigentlich nie ihrer Neuerwerbungen froh werden.
Im Himmel gibt es keine Kaufhäuser, und doch werden alle, die dahin kommen, auf ewig zufrieden sein, denn sie haben die wirkliche Quelle allen Glücks, den Ursprung aller Seligkeit, für ewig bei sich: Gott. Er bietet uns aber auch schon hier auf Erden an, etwas von diesen Reichtümern zu genießen. Wer das tun kann, ist wirklich beneidenswert.
Hermann Grabe