Die Mission, mit der Lord Macartney 1793 von König George III. beauftragt wurde, war für das britische Weltreich von großer Bedeutung: Macartney sollte mit einer großen Gesandtschaft von allerlei Künstlern und Wissenschaftlern den Kaiser Chinas überzeugen, die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Reichen zu fördern. Teil der Fracht waren teure Geschenke und astronomische Technologie, mit der Macartney den chinesischen Machthaber günstig zu stimmen suchte. Kaiser Quianlong war indes ebenso wohlhabend und selbstbewusst: Er ließ sich gerne mit »Sohn des Himmels« anreden, führte seine Dynastie in ein »Goldenes Zeitalter« und verlangte von seinen Untergebenen, sich vor ihm niederzuwerfen.
Als Macartney schließlich Zugang zum Kaiser bekam und seine Geschenke und seine Bitten präsentierte, scheiterte die Mission jedoch an einer scheinbaren Kleinigkeit: Der vornehme Brite zog den Ärger des Kaisers auf sich, indem er sich weigerte, sich vollständig vor ihm niederzuwerfen. Stattdessen war er nur bereit, sich lediglich auf sein Knie zu stützen. So endete die kostspielige Mission erfolglos. Sicherlich haben abweichende wirtschaftliche Interessen die Absage beeinflusst, die Missachtung des Protokolls legte jedoch zunächst keine gute Grundlage.
Noch heute gehen wir, von Heiratsanträgen abgesehen, nur ungern »auf die Knie«. Der Stolz verbietet es vielen, sich anderen zu unterwerfen. Auch Gott wollen wir oft lieber mit einigen netten Werken und Mitbringseln abspeisen, statt ihn als Regenten anzuerkennen. Dabei ist er nicht nur Herrscher, sondern auch Hirte. Wer sich ihm unterwirft, bekommt nur das Beste. Ein Leben unter seiner Führung ist spannend und lohnt sich!
Sebastian Lüling