Man schreibt etwa das Jahr 841 v. Chr., blutiger Putsch und Chaos erschüttern das Königshaus Juda. Die gesamte königliche Nachkommenschaft soll zugunsten einer Alleinherrschaft der grausigen Königsmutter Athalja ausgerottet werden. Offenbar regt sich kein nennenswerter Widerstand. Doch da setzt eine tapfere Frau ihr Leben aufs Spiel und rettet den rechtmäßigen Thronfolger vor der Hinrichtung. Es ist ihr erst wenige Monate alter Neffe. Sechs Jahre versteckt sie ihn vor den Schergen der Königsmutter im Tempel Gottes in Jerusalem, wo er in Sicherheit aufwächst.
Joscheba heißt diese heldenhafte Königstochter. Nur weniges ist uns von ihr überliefert. Sie lebte in einer Zeit voller Intrigen. Sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder herrschten gottlos und egoistisch über das Land. Beide starben elendig – gewaltsam oder an einer fürchterlichen Krankheit. Sie wuchs in moralischer Nacht auf.
Worin liegen nun die Gründe für ihr hochriskantes Vorgehen? Sicher war sie keine überdurchschnittliche Kämpfernatur. Es drehte sich bei ihr auch nicht um Idealismus oder um Protest gegen Menschenrechtsverletzungen. Darauf nahm zu jener Zeit ohnehin keiner Rücksicht.
Ganz bestimmt aber hatte sie ein herzliches Erbarmen mit diesem hilflosen Säugling. Sie trieb sogar Vorkehrung für seine Ernährung und Pflege, indem die Amme des Knaben mit Unterschlupf finden durfte. Darüber hinaus sah ihr Glaube in ihm das letzte noch lebende Glied in der Abstammungslinie von König David, die bis zu Jesus Christus führen sollte. Durch den Mut einer einzigen Frau sorgte Gott dafür, dass diese Linie trotz aller Angriffe damals nicht unterbrochen wurde. Arndt Plock