Martin Luther fragte einmal, warum die Menschen so wenig für die wunderbaren und unvergänglichen Schätze des Himmels tun, während sie für den Gewinn irdischen Reichtums alle ihre geistigen und physischen Kräfte einsetzen. Er antwortete selbst mit einer Geschichte: Wenn an einem Elbufer viele Leute stehen und sehen, dass am anderen Ufer ein Mann eine Kiste mit Goldstücken ausschüttet und sagt, wer herüberschwimmen wolle, der könne sie sich holen, dann würden sich alle gleich ins Wasser stürzen. Warum? Sie können die Dukaten sehen, wie sie in der Sonne funkeln.
Die ewigen Schätze sind dagegen dem natürlichen Auge unsichtbar, und darum verlangt kaum einer danach, obwohl sie doch ungleich wertvoller sind. Denn aller irdische Reichtum findet mit dem Tod sein absolutes Ende, während die himmlischen Reichtümer dann erst richtig zur Geltung kommen und ewig bestehen bleiben und uns auch ewig gehören werden.
Darum forderte Luther die Menschen auf, in der Bibel zu lesen, um sich von der Ernsthaftigkeit von Gottes Angebot überzeugen zu lassen, er werde allen wahrhaft Suchenden gnädig die »Augen des Herzens« öffnen, damit sie die Schätze des Himmels sehen können und Verlangen danach bekommen.
Welch ein Unterschied besteht doch zwischen dem völlig unbewiesenen und auch unbeweisbaren Glauben, dass die menschliche Existenz mit dem leiblichen Tod aufhört, und dem Glauben an eine Auferstehung, sei es für die Glaubenden zu ewiger Glückseligkeit in Gottes unmittelbarer Nähe oder zur Auferstehung zum Gericht für alle Verächter des gnädigen Angebots, das bis heute immer noch gemacht wird. Eigentlich sollte man meinen, der Auferstehungsglaube sei wesentlich verlockender!
Hermann Grabe