In den beiden weiteren Begebenheiten, die uns von Maria berichtet werden (Johannes 11 und 12), könnte die Situation unterschiedlicher nicht sein. Zunächst muss sie erleben, dass es einen ganz großen Einschnitt in ihrem Leben gibt. Lazarus, ihr Bruder und wahrscheinlich auch ein wichtiger Versorger für sie und ihre Schwester, war gestorben. Als er krank wurde, hatten sie Jesus rufen lassen. Doch er kam scheinbar zu spät. Lazarus war tot. Nur wenig später sieht man dann eine ganz andere Gemütslage. Maria war voller Dankbarkeit und Freude, denn Jesus Christus hatte Lazarus auferweckt.
Doch bei aller Unterschiedlichkeit gibt es auch Gemeinsamkeiten. In beiden Situationen erfüllte sich das Versprechen von Jesus Christus, das wir gestern gesehen haben: Jesus Christus war für Maria da! Zunächst konnte sie ihre unglaubliche Traurigkeit mit Jesus teilen und erlebte, wie er mitweinte, Trost gab und letztlich die Situation zum Guten wendete. Danach teilte sie dann ihre große Freude und Dankbarkeit mit ihm und erlebte, wie er sich mitfreute.
Auch unser Leben verläuft oftmals zwischen diesen beiden Extremen des »Himmelhoch-jauchzend« und »zu-Tode-betrübt«. Aber auch wir dürfen erleben, dass Jesus für uns da ist, wenn wir ihm unser Leben anvertraut und ihm dort einen festen Platz eingeräumt haben. Durch den Glauben erfahren wir Trost, neue Hoffnung, erhalten neue Kraft und können Leid und Freude mit ihm teilen. Er nimmt es nicht teilnahmslos zur Kenntnis, sondern geht mit – durch Freude und Leid. Selbst für unsere Todesstunde gilt das. Sie trennt uns nicht von ihm, sondern mündet in eine reale Begegnung mit ihm: Alle, die durch ihn neues Leben von Gott erhalten haben, werden nach dem Tod bei ihm im Himmel ein Wiedersehen erleben dürfen. Steffen Rosenkranz