Postfaktisch wurde von der Gesellschaft für Deutsche Sprache zum »Wort des Jahres 2016« gewählt. Laut Entscheidung der Jury verweise »das Kunstwort postfaktisch darauf, dass es in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen heute zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten gehe. Immer größere Bevölkerungsschichten seien bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen bereitwillig zu akzeptieren. Nicht der Anspruch auf Wahrheit, sondern das Aussprechen der ›gefühlten Wahrheit‹ führe im ›postfaktischen Zeitalter‹ zum Erfolg.«
Wollen wir aufgeklärten Menschen im 21. Jahrhundert wirklich eine »gefühlte Wahrheit«? Es erscheint fast so. Ehemalige Werte wie Ehe und Familie sind einer gefühlten Beliebigkeit gewichen. Mütter, die sich früher um die Kinder zu Hause kümmerten, geben sie heute den »Fachleuten« in die Hände und erleben weder die ersten Worte ihres kleinen Schatzes noch, wie das Kind laufen lernt. Glaubten wir vor Zeiten noch an einen Schöpfer, vertrauen wir heute lieber der »gefühlten Wahrheit« des Zufalls mit der Aussicht der Sinnlosigkeit unseres Daseins. Gab es vor wenigen Jahrzehnten noch gesellschaftliche Werte, darf sich heute jeder seine »Wahrheit« selber konstruieren. Wir sind postfaktisch und – fühlt es sich gut an?
Es fühlt sich nicht gut an, lästige Eltern ins Altenheim zu befördern. Es fühlt sich auch nicht gut an, Kinder im Mutterleib zu töten. Es fühlt sich tödlich an, wenn wir unser Schicksal nur selbst bestimmen müssen, ohne den jenseitigen Gott zu befragen, der in Jesus Christus faktisch Mensch wurde und sich uns offenbart hat. Wir werden am Ende die Verlierer sein, wenn wir uns über Dinge hinwegsetzen, die unsere Existenz begründen. Peter Lüling