In der Zoologie unterscheidet man zwischen Tieren mit Innenskelett und Außenskelett. Tiere wie Insekten und Krebse werden von einer Schale in der richtigen Form gehalten. Im Inneren sind sie weich und müssen von außen gestützt werden. Die Wirbeltiere haben das formgebende Rückgrat im Inneren; die weichen Teile sind daran »aufgehängt«. Sie sind nicht durch eine Schale in ihre Form gezwängt, sondern werden von innen gehalten. Darum sind sie beweglicher als Tiere mit Außenskelett.
Sind wir innerlich haltlos, in eine äußere Kruste gezwängt? Haben wir starre Meinungen, die nicht von innen heraus gewachsen, sondern von der christlichen Gruppe (Gemeinde, Familie), zu der wir gehören, geprägt sind? Wehe, wenn einer daran zu rütteln wagt! Muss da die Bibel als Schnürkorsett herhalten? Dogmatisch ist alles richtig. Aber wir schützen uns durch einen Panzer. Wir lassen niemanden an unsere verletzlichen Stellen heran.
Ein Rückgrat-Christ möchte ich sein: In meinem Innersten fest und auf Christus gegründet und darum beweglich, fähig, auf andere einzugehen. Ich bin dann vielleicht verletzlicher, weil die »Weichteile« nicht von einer Kruste zugedeckt werden, aber zugänglicher. Ich kann andere teilhaben lassen an meinem Leben, auch da, wo ich versage. Ich möchte mich dem Reichtum des Lebens, das Gott mir anbietet, nicht verschließen. Ich möchte mutig Ja und Nein sagen lernen – nicht aus Furcht oder weil es sich so gehört, sondern aus freiwilligem Gehorsam gegenüber Gott. Aber es braucht Zeit, Geduld und den Mut, sich selbst und Gott treu zu sein. In seiner Nähe kann sich unsere Persönlichkeit zum Guten entfalten.
Joachim Boshard