Vor einigen Jahren hat der Verein Deutsche Sprache eine sogenannte Wortpatenschaft ins Leben gerufen, um die Vielfalt der deutschen Sprache zu erhalten und vom Aussterben bedrohte Wörter zu retten. Dabei kann man selbst die Patenschaft für ein Wort übernehmen oder eine Patenschaft verschenken. Viele Prominente haben sich an der Aktion beteiligt und ein Wort gewählt, mit dem sie ihren Namen gerne verbunden wissen. Ulrich Wickert beispielsweise wählte das Wort »Freiheit«, der hessische Ministerpräsident »couragiert« und die damalige Familienministerin »Familiensinn«.
Bastian Sick, ein durch seine wöchentliche Zwiebelfisch-Kolumne bekannt gewordener Schriftsteller und ausgesprochener Freund der deutschen Sprache, entschied sich für das Wort »einander«, das er tatsächlich für vom Aussterben bedroht hält. Denn dort, wo »einander« hingehört, sagen die meisten Leute einfach »sich«, was zwar kürzer und einfacher, aber nicht immer eindeutig ist und zu Missverständnissen führen kann. Denn wenn man davon spricht, dass Menschen sich lieben, wird nicht klar, ob es sich um selbstverliebte Egoisten handelt oder eben um solche, die einander lieben.
Die Bibel ist voll von Anweisungen für unser Zusammenleben, die das Wörtchen »einander« enthalten. Wir sollen einander lieben, dienen, vergeben, ermahnen, ermuntern, ertragen, aufnehmen, ehren usw. Da die Bibelkenntnis zunehmend ausstirbt, wundert es nicht, dass auch dieses Wort immer unbekannter wird. Viel dramatischer als der Verlust eines Wortes ist allerdings die Missachtung der damit verbundenen Gebote Gottes. Dabei weiß er am besten, wie unser Mit-Einander gelingen kann.
William Kaal