Groß ist der Zorn des HERRN, der sich gegen uns entzündet hat, dafür, dass unsere Väter auf die Worte dieses Buches nicht gehört haben, nach allem zu tun, was unsertwegen aufgeschrieben ist.
2. Könige 22,13
Josia war der König eines kleinen Landes. Er suchte schon früh den Gott seines Vaters David. Und doch fuhr ihm eines Tages ein gewaltiger Schrecken in die Glieder. Der Tempel des HERRN wurde in seinen Tagen renoviert. Und dabei fiel dem Priester Hilkija das Buch des Gesetzes in die Hände. Darin waren die Worte geschrieben, die der HERR einst zu Mose gesprochen hatte. Das war inzwischen schon rund 1000 Jahre her. Die Rolle des Buches war sicher etwas vergilbt und verstaubt. Der Priester brachte diese Rolle dem König und las ihm die darin geschriebenen Worte vor.
Und dann kommt der Augenblick, als der König zusammenzuckt und seine Kleider zerreißt (eine damalige Bekundung der Reue und Buße). Ihm wird nämlich ganz plötzlich bewusst, dass der Zorn Gottes groß sein muss angesichts der Missachtung dessen, was er schon viele Jahre zuvor und seitdem immer wieder hatte verkünden und aufschreiben lassen. Denn schon lange hatte sich kein Mensch in Israel mehr um Gottes klare Worte geschert.
Ich kenne auch diesen Moment, in dem einem durch die Lektüre der Bibel schlagartig und siedend heiß klar wird, dass man schon lange auf einem völlig falschen Weg ist, weil man Gottes Willen für sein Leben ignoriert hat. Manchmal ist ein persönliches Scheitern Auslöser für diese plötzliche Erkenntnis. Gibt es dann noch eine Chance, das Ruder herumzureißen und die Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen? Oder ist der Zug abgefahren und Gottes Zorn unausweichlich?
Wenn Gott jemanden – wie hier den Josia – durch seine Worte wachrüttelt, dann hat er stets die Absicht, den Betroffenen zur Umkehr zu bewegen. Das gilt für Einzelne wie für ganze Völker. Voraussetzung ist nur, dass man diese Gelegenheit zur Umkehr dann auch ergreift.
Rudolf Koch