Endlich war das Jahrhundertwerk, der Assuan-Staudamm, fertig! Heute vor 30 Jahren wurde die letzte von zwölf Kraftwerksturbinen in Anwesenheit des Sowjetbotschafters Serge Winogrado angeschaltet. Von jetzt an würde es mit der landwirtschaftlichen und industriellen Entwicklung Ägyptens vorangehen ...
Seit vielen Jahren schon weiß man, dass die Schäden den Nutzen des Staudammes bei weitem übertreffen. Zwar werden jetzt bisher unerreichte Gebiete bewässert; aber das uralte Kulturland versalzt allmählich, weil die jährliche Flutwelle ausbleibt, die auch die Überträger der Wurmkrankheit Bilharziose immer wieder ins Meer spülte. Jetzt leiden 80% der Bevölkerung an dieser Krankheit. Die Kleinbauern können die Kosten für Elektropumpen und Kunstdünger nicht aufbringen, und die meisten leben seither arbeitslos in Kairo. Früher düngte der Nilschlamm die Felder in ausreichendem Maße. Heute lagert er sich vor dem Staudamm ab (50 Mill. m³ jährlich). Der Stausee erreicht bei weitem nicht die errechnete Höhe, weil das Wasser in dem porösen Untergrund versickert. Im Nildelta fängt man nur noch 500 t Fische, früher waren es 20.000 t usw.
Manches, auch im Leben der Einzelnen, war gut gemeint; aber man hat die Folgen nicht übersehen können. Der Tagesvers fordert dazu auf, in allen Belangen des Lebens Gottes weisen Rat mit einzubeziehen. Niemand sollte so vermessen sein, ohne ihn etwas zu beginnen. Mit ihm aber darf man getrost etwas wagen, weil er alles überblickt und denen, die ihm vertrauen, mit seiner Allmacht zur Seite steht.
Hermann Grabe