Die Kultivierung des Jungseins gibt es erst seit etwa hundert Jahren. Richtig entfaltet hat sie sich in den letzten Jahrzehnten. Das hängt vor allem damit zusammen, dass junge Leute heute viel Geld haben. Doch die Warenangebote des Marktes grenzen das Leben des Jugendlichen ein, wie Gitter einen Häftling eingrenzen, und die Frage nach dem Sinn Lebens kommt in dieser Welt nicht vor. Wer an der Jugendkultur verdient, sagt: »Frage nicht nach dem Woher und Wohin deines Lebens, amüsiere dich und kaufe!« Ein wirkliches Interesse am jungen Menschen hat die Welt nicht, sie kennt nur ein kommerzielles.
In der Bibel findet sich auch ein Mann, der im Grunde mehr an sich denkt als an das Lebensglück des Jugendlichen in seiner Umgebung. Es ist Jakob. Der möchte Josef bei sich behalten, für sich haben. Aber Gott nimmt die erste Gelegenheit wahr, um Josef aus diesem goldenen Käfig herauszuholen. Es ist eine harte Zeit, die für ihn beginnt. Aber sie gibt Josef die Möglichkeit, das zur Entfaltung zu bringen, was Gott in ihn hineingelegt hat. So wird er davor bewahrt, dass er ein Opfer der egoistischen Liebe seines Vaters wird und sein Lebensziel verfehlt.
Die Macher der Jugendkultur haben auch kein Interesse daran, dass Jugendliche zu sich selbst finden, dann verlieren sie ja einen Kunden. Gott dagegen will, dass junge Leute erwachsen werden, zu vollem Wuchs sich entwickeln. Er hat kein kommerzielles Interesse an uns. Er ist an unserem Wohlergehen echt interessiert. Wenn es nicht so wäre, hätte er seinen Sohn nicht gegeben. Karl-Otto Herhaus