Ich sitze am Computer und arbeite konzentriert. Da geht die Tür leise auf, mein Joel kommt herein und bleibt ruhig neben mir stehen. Nach einiger Zeit fragt er: »Papa, spielst du mit mir Tischtennis?« Gedanklich bin ich immer noch bei meiner Arbeit. Schnell noch den nächsten Arbeitsgang fertig machen! Nebenbei die knappe Antwort auf die wiederholte Frage: »Warte einen Augenblick.«
Nach einigen Minuten sickert mir ins Bewusstsein, dass sich die Türe leise geschlossen hat. Joel hat sich davongeschlichen. Papa hat weder richtig zugehört noch hat er auf die Bitte reagiert!
Ich erschrecke über mich selbst. Was fühlt mein Sohn jetzt? Habe ich ihn »nur« enttäuscht? Oder glaubt er jetzt, dass er mir egal ist? Mein Herz, meine Zuneigung habe ich ihm nicht gegeben. Ich habe ihm Zeit und damit Aufmerksamkeit, die meine Wertschätzung für ihn ausgedrückt hätte, verweigert! Das ist schlimm. Ich gehe hinter Joel her. Begeistert springt er mit mir in den Keller zur Tischtennisplatte und während dem Spiel erzählt er mir von Dingen, die er in der letzten Zeit erlebt hat und ich freue mich an meinem mitteilsamen Sohn. Wie das bisschen Aufmerksamkeit doch auf den Sohn gewirkt hat!
Die Bibel spricht von einem Bann, der auf dem Land liegt, wenn das Herz der Väter sich nicht den Söhnen zuwendet. Ich durfte erleben, dass ein Segen damit verbunden ist, wenn die Beziehung zwischen Vater und Sohn gepflegt wird. Wie leicht lässt sich dabei manches weitergeben, was wir doch so gern weitergeben möchten! Da kann man auch von Gott reden, der sich erbarmt über die, die ihn fürchten, wie sich ein Vater über Kinder erbarmt!
Gerhard Kimmich