Die meisten wissen noch, was dieses Wort ursprünglich bedeutete. Damals wussten Amerika und die Sowjetunion noch nicht, wer der Stärkere war, und rüsteten auf und belauerten sich und suchten eine Möglichkeit, den Gegner zu überwältigen. Zum Glück kam es nicht so weit, sonst wäre aus dem kalten ein heißer, ein atombombenheißer Krieg geworden. Was sich damals zwischen den Großmächten abspielte, sehen wir in kleinerem Ausmaß überall auf der Welt zwischen Völkern, Geschäftsleuten und sogar in den Familien. Überall kann es zu Konkurrenzdenken kommen, aus dem sich immer wieder heiße, blutige Kämpfe entwickeln.
Weil dies Verhalten so weit verbreitet ist, haben wir keine Chance, dafür einige wenige Bösewichter verantwortlich zu machen. Wir müssen mit Rilke sagen: »Und sieh dir andre an: es ist in allen.« Schon auf den ersten Seiten der Bibel sagt Gott von uns Menschen, dass unsere Herzen böse sind, und zwar von Jugend an und auch noch von früh bis spät. Das ist ein niederschmetterndes Urteil und passt so gar nicht in die menschliche Ansicht, in jedem stecke doch noch ein guter Kern. Zu der Meinung kommt man nur, weil auch noch unser Tagesvers die Wahrheit sagt. Man sieht einfach den Balken im eigenen Auge nicht, hat aber einen scharfen Blick für die Schwächen der anderen. Unter solchen Umständen ist es noch ein Segen, wenn die Kriege kalt bleiben und nicht heiß werden.
Und in diese Welt ist nun Jesus Christus gekommen und hat Frieden gemacht, indem er erlitt, was wir verdient hätten, damit Gott uns Gnädig sein kann, ohne »alle Fünfe grade sein zu lassen«. Das kann er nämlich nicht, weil er heilig und wahrhaftig ist.
Hermann Grabe