2004 entbrannte Streit um den sogenannten Meisterzwang. Zu dieser Zeit unterlagen noch 94 Berufe der Anforderung, dass sie selbständig nur durch Personen ausgeübt werden konnten, die über einen Meisterbrief verfügten oder zumindest einen Meister beschäftigten. Die Befürworter einer Lockerung dieser Regelung hatten durchaus gute Beweggründe: Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit wollte man den Weg in die Selbständigkeit erleichtern. Auf der anderen Seite stand die Sorge um die Qualität handwerklicher Dienstleistung. Viele klebten daher Aufkleber mit dem Spruch »Ohne Meister geht es nicht« auf ihre Fahrzeuge.
Dass der Meisterbrief grundsätzlich ein wichtiger Anhaltspunkt für hohe Fachkompetenz und Arbeitsqualität ist, darin besteht allerdings nach wie vor weitgehend Einigkeit. Daher gilt in 41 Sparten des sogenannten Vollhandwerks weiterhin der Meisterzwang. Der Meisterbrief ist mittlerweile dem universitären Bachelor-Abschluss gleichgestellt. Und die Stimmen mehren sich, den Kanon der meisterpflichtigen Handwerksberufe wieder auszuweiten. Denn ein Meister versteht etwas von seinem Fach.
Deswegen finde ich es auch nicht erstaunlich, dass Jesus Christus von vielen Menschen als »Meister« angeredet wurde. Mag diese Anrede für einen öffentlich wirkenden Lehrer nicht unüblich gewesen sein, so spricht sie doch davon, dass man ihm große Sachkunde in den Fragen, mit denen er sich beschäftigte, attestierte. Allerdings ging es bei Jesus Christus (der übrigens gelernter Zimmermann war) nicht um Handwerk. Er beschäftigte sich vielmehr mit den zentralen Fragen des Lebens. Und dass er hier konkurrenzlos war, macht sein Jünger Petrus deutlich: »Du hast Worte ewigen Lebens!« Ohne diesen Meister geht es nicht. Markus Majonica