Es ist schon mehr als zehn Jahre her, als meine Frau (damals Verlobte) zum Begräbnis ihrer Cousine Biserka in die Nähe von Zagreb fahren musste. Die Cousine war mit 36 Jahren während der Krebstherapie gestorben. Wieder zurückgekommen erzählte sie mir, wie furchtbar alles war. Da war der geschockte Ehemann und der kleine Sohn, der nun ohne Mutter aufwachsen musste. Am meisten mitgenommen hat meine Frau die völlig gebrochene Mutter. Am Grab schrie die Mutter ihre ganze Hoffnungslosigkeit, die ihr Herz erfüllte, hinaus: »Nie mehr Biserka!«
Der Tod eines Menschen ist immer eine ernste und schmerzliche Sache. Das schlimmste aber ist, wenn es keine Hoffnung gibt. Und wie sollte ein atheistisch erzogener Mensch zu einer begründeten Hoffnung kommen? Wenn mit dem Tod alles aus sein muss, weil der Mensch ein Produkt des Zufalls ist und in diese Welt hineingeworfen wurde, wenn es keinen Schöpfer, geschweige denn einen liebenden Vater im Himmel geben darf, dann gibt es keine Hoffnung und letztlich keinen Sinn im Leben.
Vor einigen Jahren hat meine Frau ihre Tante besucht und dabei in der Wohnung ihrer Cousine geschlafen. Es ist, als wenn sie noch dort wohnen würde. Die Kleider, die Schuhe, selbst das Zahnputzzeug, alles ist am alten Platz. Nur Biserka fehlt! Die Zeit hat keine Wunden geheilt. Das Leben der früher so lebenslustigen Tante ist freud- und trostlos geworden. Mit ihrer Tochter ist auch ihr eigenes Leben gestorben! Das Evangelium Gottes aber ist eine Botschaft der Hoffnung und des Lebens, auch angesichts des Todes. Günter Neumayer