Leuchtende Augen bekommen meine Kinder von der Wohngruppe, wenn sie einen originalen Porsche oder Ferrari, einen Ford Mustang oder Lamborghini sehen. Da ist der Begeisterung fast keine Grenze gesetzt. Die Handys werden gezückt und Aufnahmen gemacht. Die mächtigen PS-Boliden haben es ihnen angetan. Vor Kurzem waren wir im Kinderland, und dort gab es tatsächlich Rennautos zum Fahren. Der eine wollte den Porsche, der andere den Ferrari, obwohl es nur Kinderautos waren, die als einzigen Unterschied verschiedene Karosserien hatten. Aber für sie zählte eben der Name, und die Fantasie tat ihr Übriges. Die Kopie wird zum Original erklärt.
Wie gleicht dieses Verhalten demjenigen vieler Menschen in ihrer Einstellung gegenüber Gott. Man bedenkt nicht mehr, dass man nur ein Geschöpf ist. Die Kopie, das Abbild, also der Mensch, wird zum Original erklärt. Ja, manche gehen sogar so weit, es in ihrem Größenwahn zu wagen, das Original gering und die Kopie unendlich höher zu schätzen. Die Axt rühmt sich gegen den, der sie schuf und gebrauchen will. Wie irrsinnig und lächerlich; und doch geschieht das täglich, wenn wir meinen, alles besser zu wissen als unser Schöpfer.
Oder verhalten wir uns anders, wenn wir sagen: »Ich habe das geschafft, meine Kraft hat das aufgebaut, durch meine Klugheit und Intelligenz bin ich so weit gekommen«? Wie viel Einfluss haben wir auf eine Sekunde unseres Lebens? Wissen wir nicht, dass der Schöpfer uns in der Hand hält und erhält? Jesus Christus kam auf diese Erde, um jeden von uns zu einem Abbild seiner selbst zu machen, ohne dass er dabei unsere Individualität zerstört. Er gab sein Leben, damit wir ihn, unseren Schöpfer, erkennen und für ihn leben. Ihm gebührt die Ehre, und uns nur als seine Werkzeuge, die ihm dienen.
Rudolf Kühnlein