Bei eisigen Temperaturen stand ein einzelner Mann am Straßenrand und wollte mitgenommen werden. Meine Frau, die gemeinsam mit ihrer Schwester unterwegs war, hielt ihr Auto an. Gerne nahm der Mann auf dem Rücksitz Platz. Am Bahnhof stieg er aus, verabschiedete sich und lief schnell in das Gebäude. Als meine Frau kurz darauf ihre Tasche von der Rückbank des Autos holte, entdeckte sie, warum es der Mann so eilig hatte. Ihre Handtasche war offen, und der Geldbeutel fehlte. Nachdem der Diebstahl wegen der fehlenden Papiere zur Anzeige gebracht wurde, erschien in der Presse eine Beschreibung des Vorfalls mit dem Kommentar: »Zukünftig werden diese Frauen wohl keinen Anhalter mehr mitnehmen.«
Natürlich hat meine Frau sich darüber geärgert, für ihre Hilfsbereitschaft so ausgenutzt worden zu sein. Doch eines ist ihr durch diese Begebenheit neu bewusst geworden: Die Liebe von Jesus Christus zu uns Menschen muss einzigartig groß sein. Hätte sie vorher gewusst, was passieren würde, wäre sie an dem Mann vorbeigefahren. Doch Jesus Christus ist als Mensch in diese Welt gekommen, obwohl er genau wusste, was geschehen wird. Im übertragenen Sinne hat er am Straßenrand angehalten und wissentlich den mitgenommen, der ihn überfallen würde. Obwohl er geholfen, getröstet und geheilt hat, wurde er verspottet, gefoltert und schließlich ans Kreuz geschlagen. So haben ihn zwar die Menschen ermordet; aber er hat sein Leben ganz freiwillig hingegeben, um mit seinem Tod am Kreuz für die Schuld der Menschen zu bezahlen. Nichts will er mehr, als dass wir das begreifen und seine Liebe annehmen. Denn nur wegen dieses Opfers kann der gerechte Gott uns Menschen gnädig sein.
Andreas Droese