Es liegt schon eine Weile zurück, als das Telefon klingelte und ein Redakteur einer Zeitung von mir wissen wollte: »Was halten Sie davon, wenn Frauen keinen Beruf ausüben, sondern nur Hausfrau und Mutter sind?«
Ich hatte meine eigene Frau vor Augen, die einen sechsköpfigen Haushalt führte, als ich meine tiefe Hochachtung vor diesen Frauen äußerte.
Dazu fand ich folgendes Gedicht (»Die Frau ohne Beruf«, Verfasser unbekannt):
»Ohne Beruf!«, so stand es im Pass. Mir wurden beinah die Augen nass. / »Ohne Beruf!«, war da zu lesen, und ist doch das allernützlichste Wesen. / Nur für andere sinnen, zu sorgen, ist ihr Beruf. Vom frühen Morgen / bis in die Tiefe der kargen Nacht – ist sie auf das Wohl der Ihren bedacht!
Gattin, Mutter, Hausfrau zu sein – schließt das nicht alle Berufe ein? / Als Köchin von allen Lieblingsspeisen, als Packer, wenn es losgeht auf Reisen; / als Chirurg, wenn ein Dorn im Finger versplittert, Schiedsmann bei Kämpfen, erbost und erbittert; / Färber von alten Mänteln und Röcken, Finanzgenie, wenn sich der Beutel soll strecken.
Als Lexikon, das schier alles soll wissen, als Flickefrau, wenn Strümpfe und Wäsche zerrissen. / Als Geschichtenerzählerin ohne Ermüden, als Hüterin auch des Hauses Frieden. / Als Puppendoktor, als Dekorateur – als Gärtner, Konditor und als Friseur! / Unzählige Titel könnt´ ich noch sagen – doch soll sich der Drucker nicht länger plagen / mit Frauen, die Gott zum Segen erschuf. Und das nennt die Welt dann – »ohne Beruf«! Detlef Kranzmann