Schüler können hartnäckig sein, deren Eltern ebenso. Mitunter sind sie der Ansicht, dass die eine oder andere Antwort in der Klassenarbeit oder Klausur nicht mit der entsprechenden Anzahl von Punkten bewertet worden ist, insbesondere dann, wenn nur ein Punkt zur besseren Note fehlt. Manchmal geht es auch um die Bewilligung von zusätzlichen Geldern für Klassenreisen oder um die Erlaubnis, zwei Tage eher in die Sommerferien fahren zu dürfen. Die Durchsetzung der Anliegen wird von einer steigenden Anzahl von Besuchen, Briefen oder Anrufen begleitet, getreu dem Motto, dass vielleicht steter Tropfen den Stein endlich höhlt.
Nicht viel anders zu werten ist das Gleichnis der Witwe aus Lukas 18,1-8. Sie belästigte den Richter der Stadt so lange mit ihrem Anliegen, bis der völlig entnervt nachgab und der Frau Recht verschaffte. Jesus verknüpft das Gleichnis ausdrücklich mit der Aufforderung zur Nachahmung im Gebetsleben und ermuntert, im flehentlichen Bitten keinesfalls nachlässig zu werden.
Der Prophet Jesaja weist in die gleiche Richtung. Wer Gott kennt, soll Tag und Nacht nicht schweigen, sondern ihn an seine Verheißungen »erinnern«. Es ist offensichtlich, dass es hier nicht um das egoistische Erzwingen der Umsetzung eigener Wünsche geht, sondern um die Bitten, die sich an den Zusagen des Wortes Gottes orientieren. Auch den Zeitpunkt, wann man aufhören soll, zu beten, liefert Jesaja gleich mit: Bis Gott auf die eine oder andere Weise handelt und eingreift. Ähnlich muss es wohl Martin Luther erlebt und erfahren haben, als er schrieb: »In allem [Gebet] müssen wir anhalten, festhalten und dranbleiben, bis der Segen gekommen ist.« Martin von der Mühlen