»Der Mensch ist gut!« »Man muss das Gute im Menschen zur Entfaltung bringen.« »Ich glaube an das Gute im Menschen!« Mit solchen Aussagen wehren sich viele Wohlmeinende tapfer gegen die stets steigende Flut der Gegenbeweise. Und teilweise geben sie sich selbst goße Mühe, gut zu sein, wie damals der Fromme, der im Tempel betete.
Ja, die Pharisäer galten als die Frommen ihrer Zeit. Sehr genau nahmen sie es mit den jüdischen Vorschriften und taten auch gute Werke, die über den vorgeschriebenen Umfang hinausgingen. Alles, was dieser Mann im Tempel betete, stimmte. Da war nichts gelogen. Aber all das zählte bei Gott nicht, denn der selbstgerechte Pharisäer hatte nicht erkannt, dass auch er ein Sünder und allein auf die Gnade Gottes angewiesen war. Sein Vergleich mit Menschen, die es schlimmer trieben als er selbst, vermittelte ihm eine hohe Meinung von sich und verschloss ihm den Blick für die Tatsache, dass er vor Gott nicht bestehen konnte. Gott legt nämlich einen anderen Maßstab an. Nur wer aufhört sich mit anderen zu vergleichen und sich dem objektiven Maßstab Gottes und seines Wortes (der Bibel) unterwirft – wer versucht, diesen Maßstab ernsthaft auf sein Leben anzuwenden – der wird erkennen, wer er in Wirklichkeit ist – nämlich nichts anderes als ein verlorener Sünder! Einer, der jämmerlich gegenüber den Ansprüchen Gottes an sein Leben versagt hat. Diese Erkenntnis hatte jedenfalls der Zöllner, der auch zum Gebet in den Tempel gekommen war. Er »schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!«
Jesu Kommentar hierzu: »Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus im Gegensatz zu jenem.« Bernd Grunwald