Ob in der Arbeit oder im Verein, überall wird man danach gemessen, was man leistet. Wer coole Sprüche klopft, findet Beachtung. Wer Leistung bringt, zu dem schaut man auf. Wer gut aussieht, ist beliebt. Wie oft sitzt man daneben und fühlt sich unwichtig und überflüssig. »Wann sieht endlich mal jemand, wie sehr ich mich anstrenge?«, denkt man, aber das zählt eben nicht, wenn nichts dabei rauskommt. Jesus beobachtete, wie die religiösen Menschen der damaligen Zeit Geld in den Opferkasten legten. Da kam eine Frau herbei, der man an den Kleidern ansah, dass sie eine Witwe war. Ohne Mann und Versorger blieb ihr nur ein Leben in bitterer Armut. Ihre Gabe fiel - wie zu erwarten war - bescheiden aus. Den Umstehenden war es schon fast peinlich, dass sie sich überhaupt hier blicken ließ. Doch Jesus sah das anders. Er lobte sie sogar mit den Worten: »Wahrlich, ich sage euch, diese arme Witwe hat mehr als alle eingelegt ... sie hat aus ihrer Armut heraus alles eingelegt, was sie zum Lebensunterhalt besaß«! Wie rechnete der Herr? Er zählte nicht, um wie viel sie den Opferkasten bereichert hatte, sondern auf wie viel sie verzichten musste. Deswegen bedeutete sie ihm viel. Auch diese Situation erlaubt es wieder, Schlüsse über das Wesen Gottes zu ziehen. Gott sieht Sie und auch mich mit genau diesen Augen. Weil er unsere Situation kennt, tritt er uns nicht mit überhöhten Erwartungen entgegen, die wir nie erfüllen können. Obwohl wir im Vergleich zu anderen vielleicht weniger leisten, sind wir ihm wertvoll. Er sieht nicht nur den Endeffekt unserer Bemühungen, sondern kennt die Voraussetzungen, die wir mitbringen. Danach beurteilt er unsere Arbeit und unsere Gaben.
Andreas Burghardt