In der rechten Ecke sehen wir den großen und kräftig gebauten Kämpfer, wie er hochkonzentriert sein Gegenüber anschaut. In der linken Ecke die kleinere, eher zierliche Kämpferin. Gleich ertönt der Gong und es geht in die erste Runde. Die Kämpfer kommen sich näher, tasten sich ab, schauen sich gegenseitig genau an. Wie verhält sich der andere? Wie ist seine Taktik? Wo kann ich ihn treffen, dass es richtig wehtut? Von Runde zu Runde stellen sich beiden Kämpfer immer besser aufeinander ein. Den gezielten Schlag des einen kann der andere mit einem ebenso guten Konter wieder ausgleichen. Am Ende der 15 Runden steht es unentschieden, keiner hat gewonnen oder verloren. Ach, übrigens: Es gibt auch Kämpfe, die dauern nicht so lange. Einer der beiden geht schon mal früher k.o., oder der Kampf wird aus anderen Gründen abgebrochen.
Haben Sie schon mal Ehe (oder Ihre Ehe) als einen solchen Boxkampf erlebt und den Ehering, den Sie sich bei der Hochzeit gegenseitig geschenkt haben, schon bald mit dem »Boxring« getauscht? Jeder versucht, die Schwachstellen des anderen zu entdecken, um dann mit voller Kraft zuzuschlagen. Jeder ist auf seinen Vorteil bedacht.
Ich fürchte, dass es letztlich in vielen Ehen so zugeht, und erlebe das auch manchmal in meiner Ehe. Aber es sollte nicht die Regel sein. Ehe soll ein Miteinander sein. Gott möchte, dass Mann und Frau in der Ehe miteinander glücklich werden. Eine Frau soll ihren Mann in allen Dingen unterstützen, nicht ihn bekämpfen, und ein Mann soll seine Frau bedingungslos lieben. Liebe ist, für den Ehepartner bei Gott im Gebet einzustehen, die Fehler des anderen zu akzeptieren und diese Fehler dem Gegenüber nicht ständig vorzuhalten.
Axel Schneider