In einem kleinen Ort in Niedersachsen ist das Kirchengebäude der evangelisch-reformierten Gemeinde nicht mehr das, was es einmal war. Dort werden jedenfalls keine Gottesdienste mehr abgehalten. Hinter meterdicken Mauern verbirgt sich seit einiger Zeit eine komfortable 260-Quadratmeter-Wohnung mit sieben Zimmern, Küche, Bad und WC. Nach jahrelangen Umbauarbeiten hat es sich eine Immobilienmaklerin mit ihrem Ehemann und drei Töchtern hier gemütlich gemacht. Natürlich wurde das fast drei Jahrhunderte alte »Gotteshaus« zu ganz anderen Zwecken erbaut, doch haben die jetzigen Bewohner sich dessen sakrale Bestimmung in übertragener Weise ganz praktisch zu Eigen gemacht. Die Kirche – ein Wohnhaus für Menschen!
An vielen Orten unseres Landes werden die Kirchen immer leerer. Die Menschen fühlen sich nicht mehr zu Hause. Kirchenaustritte und schrumpfende Gemeinden lassen die alten Gebäude mittlerweile zur Last werden. Vielerorts wird daher über eine neue Nutzung nachgedacht. Sollte uns das nicht veranlassen, uns die ursprüngliche Bestimmung der »Kirche« ins Gedächtnis zu rufen? Was hatte Christus gemeint, als er von seiner »Kirche« (Matthäus 16,18) sprach? Im Neuen Testament wird deutlich, dass diese Kirche nicht ein von Menschenhänden geschaffenes Gebäude ist. Es ist ein unsichtbares, geistliches Haus. Die Kirche bedeutet christliche Gemeinschaft. Wo sich gläubige Menschen im Namen Jesu Christi zusammenfinden, da ist auch Gott zu Hause. Und in diesem Gotteshaus ist Platz für unzählige Wohnungen. Der Himmlische Vater lädt auch heute noch zum Einzug ein. Er möchte, dass viele Menschen bei ihm ein echtes zu Hause finden. Andreas Möck