In Krisenzeiten kommen leider manche Abgründe unseres menschlichen Wesens zum Vorschein. Während der Corona-Krise kam es im vergangenen Jahr zu handgreiflichen Auseinandersetzungen um Toilettenpapier. In den Niederlanden hustete ein 23-jähriger zwei Polizisten absichtlich an mit der Bemerkung, er sei corona-infiziert. Er wurde zu einer 10-wöchigen Haft verurteilt. In verschiedenen Kliniken wurden große Mengen Desinfektionsmittel und dringend benötigte Schutzausrüstung für das medizinische Personal gestohlen.
Auf der anderen Seite gab es eine Fülle von Beispielen für Hilfsbereitschaft und sozialem Engagement. Ein beeindruckendes Exempel selbstloser Nächstenliebe wurde aus Norditalien, das von der Corona-Epidemie besonders betroffen war, berichtet. Der 72-jährige Priester Beradelli erkrankte an Covid-19. Seine Kirchengemeinde erwarb für ihn ein Beatmungsgerät. Daran herrschte auf dem Höhepunkt der Pandemie großer Mangel in den Krankenhäusern. Beradelli jedoch bestand darauf, dass das lebenswichtige Gerät für einen jüngeren Patienten, den er nicht kannte, eingesetzt wurde. Er selbst starb kurz danach an den Folgen der Infektion. Der andere überlebte.
Der Apostel Paulus überlegt, unter welchen Bedingungen ein Mensch bereit sein könnte, sein Leben bewusst für andere zu geben. Er stellt sich Menschen mit den besten Eigenschaften vor: gerecht und gut oder gütig. Aber selbst unter diesen optimalen Bedingungen wären die wenigsten Menschen bereit, ihr Leben mit voller Absicht und im Bewusstsein des sicheren Todes für einen anderen zu geben. Für einen Fremden sich zu opfern, ist sehr außergewöhnlich. Aber die Liebe Gottes geht weit darüber hinaus. Christus ist für uns gestorben, als wir seine Feinde waren (Römer 5,10).
Gerrit Alberts