Herbstanfang. Eine Zeit des Umbruchs in der Natur – sie bereitet sich auf den langen Winter vor, auf den todesähnlichen Schlaf der langen Winternacht. »Seltsam, im Nebel zu wandern!«, beginnt ein bekanntes Gedicht von Hermann Hesse. »Einsam«, sagt er, »ist jeder Busch und Stein, kein Baum sieht den andern, jeder ist allein.« Tiefe Traurigkeit schwebt mit in diesem Gedicht. Der Dichter ist voll verzweifelter Hoffnungslosigkeit im Blick auf den eigenen Lebensherbst. In der letzten Strophe des Gedichts räsoniert er: »Seltsam, im Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, jeder ist allein.« Zu der Zeit, als diese Verse geschmiedet werden, ahnen Freunde des Dichters schon, dass Hesse einst selbst Hand an sich legen und seinem einsamen Leben ohne Gott ein Ende machen wird. Sie können es aber nicht verhindern. »Es ist besser, sich bei dem Herrn zu bergen, als sich auf Menschen zu verlassen«, sagt die Bibel in Psalm 118,8.
Auch ein anderer Dichter, Rainer Maria Rilke, äußert sich zum Herbst. Er aber vertraut Gott und macht sein Gedicht zu einem Gebet. »Herr«, sagt er, »Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los.« Rilke verspürt die Unruhe, die dem Kommenden vorausgeht. Er weiß aber auch, dass der bevorstehende Herbst nur eine Episode im ganzen, von Gott gehaltenen und getragenen Lebenszyklus ist. Und er glaubt Gottes Verheißung: »Von nun an, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht« (1. Mose 8,22). Peter Schäfer von Reetnitz