In Berlin wurden vor einiger Zeit im Bezirk Spandau Sozialwohnungen in der Lutherkirche eingerichtet, weil dem Gotteshaus die Kirchgänger ausblieben und es so wenigstens noch sinnvoll genutzt werden konnte. In England und den Niederlanden beschränkt man sich sogar nicht nur auf Wohnungen, sondern richtet in aufgegebenen Kirchen sogar Supermärkte, Diskotheken, Pubs oder Kaufhäuser ein. Viele Gemeinden können die Kosten für Renovierung und Unterhalt der Gebäude nicht mehr aufbringen. Das letzte Mittel sei dann die kulturelle Nutzung oder die Nutzung als Wohnraum, sagte der Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dazu.
Können Sie sich vorstellen, in einer Kirche zu wohnen? Beschleicht einen da nicht ein eigenartiges Gefühl, denn landläufig spricht man ja von einem »Gotteshaus«, d. h. einem Haus, das Gott gehört und worin Gott wohnt. Natürlich ist das nicht buchstäblich gemeint, sondern im übertragenen Sinn. Unser Tagesvers bestätigt uns dies ja auch, dass Gott nicht in Gebäuden wohnt, die von Menschen gemacht wurden. Aber stellen wir uns das trotzdem einmal vor: mit Gott unter einem Dach wohnen. Wie wäre das? Wie würde ich mit ihm auskommen? Würde Gott mit mir auskommen? Wäre überhaupt Platz für mich? Würde Gott mich in sein Haus aufnehmen? Jesus sagte einmal zu seinen Jüngern: »Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen«, und er versprach ihnen, hinzugehen und für sie dort eine Stätte zu bereiten (Johannes 14,2). Man kann also tatsächlich bei Gott wohnen. Und wer wird bei ihm aufgenommen? Alle, die sich dafür entschieden haben, Jesus nachzufolgen und seine Jünger zu werden. Nur die werden aufgenommen, sonst keiner.
Joachim Pletsch