Es ist ein sehr schöner Herbstnachmittag. Ich stehe mit anderen Christen vor dem Mobilen Treffpunkt (einer Teestube in einem Bus) und lade vorbeigehende Menschen zu einem Gespräch über den Glauben bei einer Tasse Tee ein. Zwei junge Mädchen, deren Alter ich auf 14 Jahre schätze, bleiben stehen, und es entwickelt sich ein Gespräch. Das eine Mädchen ist sehr aufgeschlossen, das andere sehr zurückhaltend und genervt, dass ihre Freundin angehalten hat und sich über den christlichen Glauben informiert. Wie sich nach und nach herausstellt, beruht die Ablehnung des einen Mädchens darauf, dass sie von ihrem Vater sexuell missbraucht wurde und ihre Eltern nun geschieden sind. Sie kann mit Beziehungen wenig anfangen und sieht in allem den Egoismus des Einzelnen. Wie traurig ist es zu sehen, dass ein so junges Menschenleben durch das abscheuliche Verhalten eines anderen Menschen, hier sogar einer Vertrauensperson, so schwer geschädigt wurde.
Dies ist ein hoffentlich seltener Extremfall. Aber wie sieht unser Verhalten im täglichen Leben aus? Versuchen wir dort nicht auch oft, unsere eigenen (vielleicht falschen) Vorstellungen um jeden Preis durchzusetzen, auch auf Kosten anderer? Wie schnell wird der Partner durch ein unbedachtes Wort verletzt? Oder die Kinder stören in der Mittagspause. - Immer dreht sich alles um uns selbst. Wahre Liebe sucht das Beste des anderen - dann stellt man seine Bedürfnisse hinter denen des anderen zurück. Lassen wir uns doch von Gott seine Liebe schenken und seien wir ein Vorbild für die uns anvertrauten Personen, wie auch für die Menschen in unserem weiteren Umfeld. Volker Koenig