Eine erholsame Urlaubswoche in der Lüneburger Heide ging im September 2010 zu Ende, als meine Frau über starke Schmerzen im Lendenwirbelbereich klagte. Zu Hause angekommen suchte sie einen Orthopäden auf, der einen Bandscheibenvorfall diagnostizierte und umgehend eine MRT-Untersuchung (sie kam in die »Röhre«) einleitete. Der untersuchende Radiologe bestätigte den Bandscheibenvorfall. Als Nebenbefund erklärte er, leider auch ein recht großes Nierenkarzinom entdeckt zu haben, das sofort entfernt werden müsse.
Am Vorabend des OP-Termins fand das Vorbereitungsgespräch mit dem Chefarzt in einer Bonner Klinik statt. Er erklärte meiner Frau den OP-Ablauf des nächsten Tages. Zum Ende des Gesprächs meinte der Arzt, jetzt könne sie sich ganz beruhigt in seine Hände begeben. »Entschuldigen Sie, Herr Doktor, das kann ich leider nicht.« Großes Entsetzen! »Nein, ich lege mein Leben in Gottes Hände. Ich kann Sie jedoch beruhigen, mit mir werden meine Familie, Freunde und Glaubensgeschwister meiner Gemeinde dafür beten, dass Gott Ihnen Weisheit und Gelingen für den operativen Eingriff schenkt.«
Als meine Frau aus der Narkose aufgewacht war, trat der Arzt an ihr Bett. »Na, jetzt kann ich es Ihnen sagen. Sie haben wohl aufs richtige Pferd gesetzt. Die OP war nicht ganz leicht.«
Ich danke für diesen vertrauenden Glauben, den Gott ihr schenkte. »Der Fisch lebt im Wasser, der Vogel lebt in der Luft und ein Christ lebt im Glauben«, sagte jemand einmal. Das ist sein Lebenselement. Dieser vertrauende Glaube ist nichts Statisches, sondern etwas sehr Dynamisches. Darum kann vertrauender Glaube wachsen - aber auch zurückgehen.
Joachim Boshard