Dass es kein Zeichen von Charakterstärke ist, seine Fahne in den Wind zu hängen, ist eigentlich bekannt. Trotzdem schließen sich viele Leute gedankenlos der Meinung anderer an und sind mit allem einverstanden. Nicht so der erste Kanzler unserer Republik. Während einer Bundestagsdebatte, in den fünfziger Jahren, drang der damalige Oppositionsführer Erich Ollenhauer auf Konrad Adenauer ein: »Herr Bundeskanzler, seien sie nicht so garstig zur Opposition, wir müssen alle unter dem selben Himmel leben.« Adenauer konterte: »Aber wir haben nicht den selben Horizont, Herr Ollenhauer.« Wer die Dinge überschauen will, muss erst einmal einen festen Standpunkt beziehen. Unter dem »einen« Himmel wurden im Laufe der Weltgeschichte viele unterschiedliche Ideen formuliert. Aber Programme und Theorien können täuschen. Wer der Bibel, und damit Gott glaubt, sieht die Welt aus dem Blickwinkel des Schöpfers und Erhalters der Welt. Ein ganz anderer Horizont tut sich auf, wenn man gezeigt bekommt, wie Himmel und Erde zueinander finden, wie Gott und Mensch sich die Hand reichen können.
Ein fester Standpunkt im Glauben an den Schöpfer und allmächtigen Gott ist mehr als eine festgefahrene Meinung, eine fixe Idee. Hier geht es nicht um trotziges Beharren oder Starrköpfigkeit. Der Glaube an Gott ist dynamisch, weil er mit dem Handeln Gottes rechnet. Trotz einer festen Bindung befreit dieser Glaube zu einem zuversichtlichen Hinausgehen in die Weite des Lebens. Er trägt und hält und gewährt Weitsicht. Er schafft Klarheit bis zum Horizont und lässt Dinge wichtig werden, für die man bisher kein Auge hatte. Markus Wäsch