»Nichtsesshafte« ist die amtliche Bezeichnung für Menschen ohne festen Wohnsitz und ohne geregelte Arbeit. Früher nannte man sie auch »Tippelbrüder« oder »Landstreicher« und begegnete ihnen meistens nicht besonders gern. Es gibt jedoch noch eine andere Form der »Nichtsesshaftigkeit«, die heute sehr verbreitet ist. Unsere moderne Gesellschaft ist mobil geworden, und irgendwie sind wir alle davon betroffen. Wir sind ständig unterwegs zu Land, zu Wasser und in der Luft und eilen von einem Termin zum andern. Selbst unsere freien Tage sind angefüllt mit Betriebsamkeit. Aus der Unruhe von Alltag und Arbeit flüchten wir in die Zerstreuungs-Aktivitäten der Freizeit und sind immerzu auf Wanderschaft.
Die Bibel spricht auch von einer Art »Nichtsesshaftigkeit«. Sie sagt, dass wir als Christen in dieser unserer Zeit leben wie »Gäste und Fremdlinge«. Wenn wir diese Tatsache anerkennen, heißt das, dass wir unser Herz nicht an die »Dinge dieser Welt« hängen werden, sondern jeden einzelnen Augenblick im Leben als ein Geschenk Gottes annehmen und versuchen, dankbar damit umzugehen. Gerne werden wir aus dem Haus gehen und tun, was zu tun unsere Aufgabe oder Pflicht ist - und ebenso gerne auch wieder heimkehren. Die Menschen, mit denen wir zu tun haben, würden wir freundlicher behandeln, und dem Kranksein, Altwerden und Sterben würden wir nicht mehr mit so viel Schrecken entgegensehen.
Wir »Himmelsbürger« haben zwar eine irdische Wohnung, eine Familie, einen vertrauten Kreis und können immer wieder »nach Hause« kommen. Aber: Wir bleiben doch Gäste und Fremdlinge, und das unser Leben lang. Karl-Heinz Gries