»Man kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen.« Diesen prägnanten Satz haben meine Eltern immer gesagt, wenn ich als Kind versucht habe, mehrere Dinge gleichzeitig unter einen Hut zu bringen. Ich hatte die Angst, etwas zu verpassen, wenn ich das eine machte, aber das andere dafür lassen musste.
Diese Angst gibt es schon lange, heute allerdings in verstärktem Maße, und diese Angst hat sogar einen Namen: FOMO (fear of missing out) - Angst, etwas zu verpassen. Diese Angst hat sich in den letzten Jahren unter dem Einfluss der digitalen Medien noch sehr verstärkt. Diese Medien sind jederzeit zugänglich und machen die Gesellschaft zeit- und ortsunabhängig erreichbar. Soziale Medien geben schneller und tiefer Einblick in das Leben von Freunden und Bekannten, als das sonst möglich wäre. Über ständige Status-Updates lassen sich Nutzer von Facebook, Instagram und Co. über die Aktivitäten ihrer Freunde und Bekannten informieren. Außerdem werden wir ständig bombardiert mit Einladungen zu Veranstaltungen und Sonderangeboten. Alles schreit danach: Komm zu uns! Kauf dir das! Das musst du unbedingt mal ausprobieren! Das darfst du auf keinen Fall verpassen! So wird unablässig das Gefühl genährt, etwas zu verpassen.
Auch ohne Handy erkannte Salomo das schon vor ca. 3000 Jahren, wie unser Tagesvers aufzeigt. Es lohnt nicht, dauernd hinter vergänglichen Dingen herzujagen. In den Psalmen werden wir auf eine Lösung hingewiesen: »Nur bei Gott wird meine Seele still, von ihm kommt meine Hoffnung« (Psalm 62,6). Manchmal müssen wir bewusst die Stille vor Gott suchen. Das ist nicht leicht, aber es lohnt sich. In seiner Gegenwart verpassen wir nichts, sondern wir finden dort die Ruhe, die wir brauchen.
Thomas Kröckertskothen