In Sorge hasteten meine Frau und ich neben der Ambulanzliege her. Erst zur Aufnahme, dann in die Röntgenabteilung, dann zurück auf den Flur – Warten! Keine Sekunde sollte sich unsere 4-Jährige allein gelassen fühlen. Ihr doppelt gebrochenes Ärmchen lag noch schrecklich verstellt neben ihr. »Bleibt ihr bei mir?« »O ja, liebe Lea, wir lassen dich nicht allein!« Dann die Tür zum OP. Der Narkosearzt öffnet und sagt: »Deine Eltern müssen leider draußen bleiben. Sie haben kein Krankenhaus-Hemdchen an. Hier darf nur rein, wer ganz, ganz reine Sachen anhat.«
Es ist eine Stunde vor der gut geplanten Hochzeitsfeier. Sie ist sicherheitshalber schon am Mittag eingetroffen, um in aller Ruhe ein Pensionszimmer zu nehmen. Dort will sie sich frischmachen und dann gelassen als Gast die Feier genießen. Nach dem Herrichten des Schlafplatzes geht sie zum Auto, um ihr festliches Kleid zu holen und sich für die Trauung umziehen. Nein!!! Vergeblich sucht sie den Wagen ab. Sie hat es offensichtlich zu Hause vergessen. In den »unmöglichen Sachen«, die sie auf der Fahrt trug, kann sie sich nicht unter die Festgäste wagen. Für sie ist die Hochzeit geplatzt. Wie den abgewiesenen Eltern und dem bestürzten Gast wird manchem der Zutritt zu Gottes Herrlichkeit unmöglich sein! Ja, es besteht Garderobenzwang im Himmel.
Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ist mein Schmuck und Ehrenkleid.
Darin will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel werd eingehn!
(Paul Gerhardt)
Andreas Fett