Und in der Bibel steht geschrieben: Du sollst deine Feinde lieben!« Dieser Aussage begegnete ich am ersten Tag meines achtzehnmonatigen Wehrdienstes. Den Spruch hatte ein Vorgänger über mein Bett geschrieben. Das war 1967. Damals habe ich gegrinst. Ich fand diese »Lebensweisheit« sehr witzig. Als aber nach der Feier anlässlich der Beförderung des Kompaniechefs zum Major durch einen alkoholisierten Soldaten eine Fußgängerin zu Tode kam, fand ich die erste Aussage des Wandspruchs bestätigt: »Der Alkohol ist der Feind des Menschen«.
Der Blick ins Internet jagt uns einen Schrecken ein:16 000 Alkoholtote pro Jahr! - 400 000 Arbeitsunfälle wegen Alkohol - jeder 2. jugendliche Straftäter stand unter Alkoholeinfluss.
Alkoholiker wollen sich mit ihrer Droge über die Jämmerlichkeiten ihres Daseins hinwegtrösten; aber wie viele Familien sind schon durch übermäßigen Alkoholkonsum zerstört worden! Dann hasst der Abhängige sich selbst und seine Sucht. Doch wie ein Nagel durch einen starken Magneten angezogen wird, kehrt er immer wieder zu seinem »Stoff« zurück.
Gibt es da kein Entrinnen? Wer sich mit der Befreiung Suchtkranker befasst hat, weiß, wie schwer das zu erreichen ist. Oft dauert es Jahre, und immer wieder müssen die Helfer Rückfälle ihrer Anbefohlenen erleben. Es gehört schon »ein langer Atem« und viel Liebe zu den Suchtkranken dazu, bei so geringen Heilerfolgen nicht mutlos zu werden.
Allerdings hat sich wieder und wieder gezeigt, dass wahrer Glaube an die befreiende Kraft Gottes das beste Mittel zur Wiederherstellung ist. Dazu gehört aber, dass man seine eigene Hilflosigkeit so stark erfahren hat, dass man auf sich selbst keinerlei Hoffnung mehr setzt. Detlef Kranzmann