Im Jahr 2001 flog ich zu einem längeren Aufenthalt nach China. Ein Buch landete damals in meinem Handgepäck, das Werk von Huntington »Kampf der Kulturen«. Es hatte in Deutschland viel Aufsehen erregt. Natürlich war das Interesse der Öffentlichkeit groß, weil mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sich fast überall die Frage stellte: Wie geht es denn jetzt weiter mit der Welt? Sogar vom »Ende der Geschichte« war die Rede. Und dann dieses Buch! Da wurden weltweite Auseinandersetzungen, sogar neue Kriege prophezeit.
Was mich neugierig machte, war, dass der Buchtitel im Englischen das Wort »Clash« verwandte, was im Deutschen eher »Zusammenprall« heißt. Das hätte auch besser zur Hauptthese des Buches gepasst. Die lautete ungefähr, dass es im 21. Jahrhundert zum »Zusammenprall« von Kulturen kommen werde, was nicht automatisch Krieg bedeuten musste. Das hat sich längst bewahrheitet. Wenn man an die Ereignisse der letzten Jahrzehnte denkt, wird man dem Autor eher zustimmen.
Die Welt geht weiterhin keinen rosigen Zeiten entgegen. Den Mächtigen und ihren Beratern wird es nicht gelingen, das Paradies auf Erden zu erschaffen. Die Kräfte des Bösen sind so tief in der Menschheit verwurzelt, dass es einer grundlegenden Neuschöpfung bedarf. Das aber ist Sache Gottes: »Und er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen« (Micha 4,3). Dass man die Sache Gott überlässt, ist auch da notwendig, wo es um die Beseitigung unserer persönlichen Schuld und inneren Erneuerung geht. Auch die kann nur Gott schaffen. Karl-Otto Herhaus