Sechs Jahre war ich damals alt. Durch die Wirren des Krieges hatten wir unsere Heimat verlassen müssen und lebten nun in einem Lager. Die Männer und Väter waren weit entfernt im Arbeitseinsatz und konnten allenfalls einmal im Monat sonntags ihre Familien besuchen. Als mein Vater sich wieder einmal nach einem kurzen Besuch verabschieden musste, weinte ich bitterlich über all die Trostlosigkeit unserer Lage. Mein Vater, der gewiss nicht weniger traurig war als ich, nahm mich auf den Arm und sagte zu mir: »Mein Junge, weißt du, was immer auch geschehen mag, wir haben einen Gott im Himmel, der uns immer sieht und der uns aus aller Not heraushelfen kann. Und immer, wenn du traurig bist oder Angst hast, dann denke an ihn, dass er in allem helfen kann«.
Seitdem sind fast 60 Jahre vergangen und die schlimmen Zeiten sind längst vorbei. Doch auch später bin ich noch oft traurig gewesen und habe auch oft Angst gehabt, und längst nicht immer habe ich dabei an Gott gedacht und seine Hilfe erwartet. Dennoch - was mir mein Vater damals gesagt hat, habe ich seitdem vielfach bestätigt gefunden: Wer Gott vertraut, wer ihn ernst nimmt, ihn achtet und ehrt und ihn in dieser Weise »fürchtet«, der erfährt, dass Gott sich wie ein liebender Vater um ihn kümmert. In ihrem ganzen Ausmaß kenne ich diese väterliche Liebe Gottes allerdings erst, seitdem ich an Jesus Christus, den Sohn Gottes, glaube, d.h., mich ihm bewusst und rückhaltlos ausgeliefert habe und nach seinem Wort, der Bibel zu leben trachte. Das gibt dem Leben Sinn und Geborgenheit, sogar über den Tod hinaus. Otto Willenbrecht